Als ginge es um Leben und Tod: die Angst vor der Entscheidung

Unser ganzes Leben über müssen wir Entscheidungen treffen. Von morgens bis abends, Tag für Tag. Kleine Entscheidungen über Alltag oder Freizeitgestaltung sowie große Entscheidungen über Zukunft, berufliche Ziele oder Kindererziehung.
Bauchentscheider haben das Talent, innerhalb von kürzester Zeit für sich herauszufinden, was ihnen gut tut und neigen in Folge dessen dazu, gleich Nägel mit Köpfen zu machen. Ehe man sich versieht, wird der Flug nach Thailand gebucht, die Arbeitsstelle gewechselt oder eine neue Partnerschaft eingegangen. Ob es sich dabei um eine "richtige" oder "falsche" Entscheidung handelt, ist erstmal irrelevant. Sie tun, statt nur zu denken. Sie handeln und probieren aus.
Kopfentscheider gehen den meist schweren Weg und durchdenken die Konsequenzen bis ins letzte Detail. Manche haben selbst beim alltäglichen Einkauf oder der Essensauswahl schon Probleme, sich zu entscheiden. Die Angst vor Entscheidungen kann so sehr blockieren, dass sie sich gar nicht von der Stelle bewegen und darauf warten, dass andere für sie entscheiden.
Das Grübeln legt sie lahm und sie verlieren den Blick fürs Wesentliche. Doch woher kommt diese Angst vor Entscheidungen?
Wenn wir eine Entscheidung treffen, wollen wir uns auch sicher sein, dass diese Entscheidung unsere derzeitige Lage verbessert. Die Angst vor negativen Konsequenzen ist der stete Begleiter und wir finden viele "wenn" und "abers", unsere Komfortzone nicht zu verlassen. "Lassen wir es doch einfach, wie es ist - dabei kann ich nicht viel verlieren."
Hier kommt die Resilienz ins Spiel: die Widerstandsfähigkeit, auch in stürmischen Zeiten den Mut und die Kraft nicht zu verlieren.
Resiliente Menschen sehen den möglichen Konsequenzen entgegen, aber begegnen ihnen nur mit einem Schulterzucken, weil sie in sich den Glauben haben "Damit würde ich schon fertig werden." Sie trauen sich, weil sie sich selbst etwas zutrauen und sie bringen Kopf UND Herz in ihre Entscheidung mit ein. Denn eine reine Vernunftentscheidung kann mit Sicherheit genauso nach hinten losgehen, wie eine reine Bauchentscheidung.
Entscheidungen brauchen etwas Zeit - da darf keiner zu streng mit sich sein und erwarten, sich innerhalb kürzester Zeit entscheiden zu müssen. In dieser Entscheidungsphase ist es wichtig, den roten Faden nicht zu verlieren und nur noch ins Grübeln und Abwägen zu geraten. Hier eine Übung, die gerne angewendet wird, um den Prozess einer Entscheidung leichter zu gestalten:
Stellen Sie sich vor, dass Sie sich bereits entschieden haben! Gehen Sie ganz in diese Vorstellung rein, ohne "wenn" und "aber". Stellen Sie sich vor, dass Sie genau diesen Weg gehen möchten und auch werden. Versuchen Sie, in den nächsten Tagen, so zu denken und so zu fühlen, als wäre die Entscheidung getroffen und beobachten Sie mal, wie es Ihnen damit geht. Erleichtert? Etwas nervös? Mit Vorfreude? Doch eher Zweifel, die Sie ängstigen? Wenn ja: welche Anteile in Ihnen sind es, die Angst haben?
Versuchen Sie, ein paar Tage einfach "so zutun", als hätten Sie sich entschieden und Sie bekommen ein Gefühl dafür, ob es eine gute Entscheidung für Sie wäre.


„Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“

Galileo Galilei