Vor Verletzungen schützen

Mit den Menschen ist das manchmal schon nicht so leicht, denn wir kommen nun mal nicht immer mit jedem aus. Würden wir jeden hinnehmen und akzeptieren, wäre es wahrscheinlich gar nicht so wild, doch so weit sind die meisten von uns nicht.
Statt aber Toleranz zu zeigen, macht es etwas mit uns, wenn andere uns nicht so behandeln, wie wir es uns wünschen - es wühlt uns auf und schürt Emotionen in uns, die uns nicht guttun. Neid, Wut, Enttäuschung, Ängste...! Gefühle, die die einen nach fünf Minuten wieder wegstecken und andere noch Wochen begleiten.
Die Auslöser sind mannigfaltig: der Partner hört nur mit einem Ohr zu, die Nachbarin kriegt kein vernünftiges "guten Morgen" über
die Lippen, der Kollege redet unentwegt von sich oder ein Kunde lässt seinen Frust an Ihnen ab. Wir neigen oftmals dazu, all die Befindlichkeiten anderer persönlich zu nehmen und stempeln die Menschen als "unhöflich", "unaufmerksam" oder "egoistisch" ab. Wir machen unsere Schublade auf, stecken den jeweiligen rein und bleiben zurück mit dem bitteren Geschmack, uns nicht mehr ganz wohl in unserer Haut zu fühlen, da es Spuren hinterlässt. Wir fühlen uns verletzt, nicht ernst genommen, ignoriert oder angegriffen. Es kratzt an unserem Selbstwert.
Letztendlich machen wir uns verletzlicher, je stärker unser Selbstwert angeknackst ist, und es ist kein leichter Weg, uns ehrlich mit unseren eignenen Schwächen
auseinaderzusetzen.
Damit aber die kleinen Verletzungen besser abzuprallen sind, kann es als erste kleine Hilfe schon gut tun, die Brille zu wechseln. Setzen Sie die neutrale Brillle auf!
Ihr Gegenüber überträgt vielleicht seine eigenen inneren Konflikte auf Sie.
Ihr Gegenüber hat vielleicht etwas in Ihnen getriggert, was Sie innerlich berührt und ein wichtiges Thema in Ihrer Biographie ist.
Ihr Gegenüber mag Sie vielleicht wirklich nicht - aber das heißt nicht, dass Sie keiner mag.
Pauschalisieren Sie nicht, sondern nehmen Sie eine Distanz ein.
Wenn Sie sich von anderen verletzt fühlen, dann darf das nicht zu Ihrem Päckchen werden!


„Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“

Galileo Galilei