Die "erlernte" Depression

Neulich habe ich von einem spannenden Experiment gehört, bei dem eine mögliche These zur Entstehung von Depressionen erforscht und untermauert wurde.
Zwei Ratten saßen in zwei unterschiedlichen Kästen. Die eine Ratte durfte immer einen Knopf bedienen, damit das Essen kommt. Die andere Ratte profitierte zwar ebenfalls von dem Essen, aber sie selbst hatte keinen Einfluss darauf, so dass sie den lieben langen Tag nur darauf wartete, dass etwas passiert.
Nach einiger Zeit wurden die Ratten frei gelassen und durften in einem Labyrinth nach Essen suchen. Die Knopf-drück-Ratte raste los und suchte freudig das Essen. Die andere Ratte war maßlos überfordert und schreckte
vor jeder Hürde zurück, so dass sie sich weigerte, auf Essenssuche zu gehen. Dadurch, dass sie nie einen eigenen Handlungsspielraum hatte und ihre eigene Selbstwirksamkeit nicht erfahren konnte, verlor sie den Glauben an sich und ihre Fähigkeiten. Sie wurde depressiv.
Der Forscher war ein großer Tierfreund und nahm beide Ratten mit zu sich nach Hause auf den Hof. Er beobachtete, dass sich die depressive Ratte auch dort nie erholte und und verschüchtert blieb.
Das Experiment zeigt das Modell von "erlernter Hilflosigkeit". Menschen, die also regelmäßig keine Kontrolle haben, keinen Einfluss ausüben können und keine positive
Resonanz erfahren, sind gefährdeter, den Glauben an sich selbst zu verlieren und depressiv zu werden. Selbst wenn sich die Lebensumstände zum Positiven entwickeln, kann diese "ernlernte Hilflosigkeit" in ihnen zurück bleiben, denn sie ist mittlerweile fest einprogrammiert. 
Es handelt sich bei der "erlernten Hilflosigkeit" um ein Erklärungsmodell der kognitiven Verhaltenstherapie, die entsprechende Interventionstechniken verwendet, um alte Denkmuster und somit auch die eigene Selbstwahrnehmung mit neuen Inhalten zu überschreiben.


„Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“

Galileo Galilei