Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Neulich war ich auf einem Seminar, und in der Pause befand ich mich in einer Gruppe, von denen alle ein unglaublich großes Redebedürfnis hatten. Jeder versuchte, die anderen mit ihren großartigen Geschichten zu übertrumpfen und es ähnelte dem typischen „Mein Haus, mein Auto, meine Frau“-Wettbewerb. Nach einiger Zeit fragte man mich, warum ich denn nichts dazu beizutragen hätte und ich antwortete: „Wenn sich jemand wirklich dafür interessiert, was ich zu sagen habe, kann man mich gerne fragen.“

Wir alle kennen sie – Menschen, die den Alleinunterhalter spielen und nur wenig Raum für ihren Gesprächspartner lassen. Sie gehen mit ihren Erfolgen hausieren, lassen nicht ausreden und stellen wenig bis gar keine Fragen. Sobald ihr Gegenüber versucht, sich selbst Gehör zu verschaffen, lenken die Selbstdarsteller geschickt wieder auf sich zurück. Selbst ein unterdrücktes Gähnen, der Blick aufs Handy oder ein gelangweilter Gesichtsausdruck stoppen sie nicht. Es fehlt ihnen an Feingefühl für die Situation und in der Regel ist ihnen nicht bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten keinen Blumentopf gewinnen können. Am Ende der Unterhaltung bedankt sich der Alleinunterhaltung für den schönen

Abend und man selbst fragt sich, was an dem einseitigen Gespräch eigentlich schön war.

Zurück bleibt ein fahler Beigeschmack und der selbstbezogene Gesprächspartner wird schnell als „egozentrischer Profilneurotiker“ abgestempelt, der sich einfach nicht für seine Umwelt interessiert. Doch die Angebereien und augenscheinliche Ignoranz sprechen Bände und lassen vermuten, dass mehr dahinter steckt als fehlende Manieren.

Wie gehen Sie mit diesen Menschen um oder gehören Sie vielleicht selber zu denjenigen, die ein stark ausgeprägtes Redebedürfnis haben?

Sollte letzteres der Fall sein, fragen Sie sich doch einmal, was Sie damit bezwecken wollen? Möchten Sie gesehen werden?

Häufig ist das viele Reden ein Programm, das schon früh erlernt wurde. Wenn man sich bereits in der Kindheit Aufmerksamkeit erkämpfen musste, weil die Eltern mit anderen Dingen beschäftigt waren, dann kann es eine Strategie gewesen sein, viel von sich zu erzählen. Bestenfalls erzielte es die erwünschte Wirkung und man hat gelernt, dass Reden hilft.

Teils verfestigt sich dieses Schema so stark,

 

dass man den Glaubenssatz in sich trägt, nur etwas wert zu sein, wenn man Präsenz auf der Bühne zeigt. „Wenn ich nicht gesehen oder gehört werde, bin ich unsichtbar“. Andere waren früher vielleicht eher schüchtern und haben eine Außenseiterrolle übernommen, die sie im Laufe der Zeit mit großartigen Monologen und Selbstinszenierungen kompensiert haben.

Teils machen Betroffene die Erfahrung, dass Freunde und Bekannte sich schnell wieder aus dem Staub machen oder die Intensität nachlässt. Dadurch sind sie häufig auf der Suche, neue Kontakte zu finden. Doch auch bei neuen Kontakten ist eine enge und intensive Bindung teils erst nach langer Zeit bei ihnen möglich, nämlich sobald sich der „Selbstdarsteller“ sicher fühlt und weiß, dass er auch gesehen wird, wenn er mal schweigt und sich auch auf den anderen einlassen kann. Andere umgeben sich unbewusst mit Menschen, die sie bewundern und sie die Oberhand haben. Betroffene haben selten die Erfahrung gemacht, dass wahres Interesse für andere Menschen belohnt wird und sich lieber hinter ihrer „Entertainment“-Maske verstecken.

Echtes Interesse zeigen und Zuhören können sagt mehr als 1000 Worte.

 


Kein Platz für Winterblues

„Du hast wohl eine Winterdepression?!“ Gerade jetzt, wenn es wieder dunkel und kalt ist, wird der Begriff „Winterdepression“ nahezu inflationär verwendet, um die miese Stimmung zu rechfertigen. Aber Vorsicht: ein Winterblues ist nicht gleich eine Winterdepression und letzteres sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Schlechte Laune, Antriebslosigkeit und Müdigkeit sind in den Wintermonaten häufig nicht gern gesehene Gäste. Weniger Licht bedeutet auch weniger Vitamin D, was nicht nur unsere Knochen und das Immunsystem stärkt, sondern auch konzentrationsfördernd wirkt, Stress reduziert und für mehr innere Ruhe sorgt. Gleichzeitig wird durch den Lichtmangel vermehrt das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet, wodurch wiederum der Serotoninspiegel (Glückshormon) gesenkt wird. Wer hier keinen Ausgleich schafft, hat den Salat und darf sich mit dem Winterblues herumplagen. Die verschärfte Variante ist die klassische Winterdepression, die sich bezogen auf Intensität und Dauer vom Winterblues unterscheidet.

Die Winterdepression gehört bereits zu einer klassifizierten psychischen Erkrankung: SAD (= seasonal affective disorder), bei der sich die Schwere und Antriebslosigkeit wie ein dunkler Schleier über einen legt und deutliche depressive Verstimmungen zeigt, die am Stück anhalten. Bei einem zu intensiven Leidensdruck ist es an dieser Stelle keine Schande, sich von Fachärzten beraten und behandeln zu lassen, um den Winter gut zu überstehen.

Bei einem leichten Winterblues, der sich gerne in den Wohnzimmern einnistet, können bereits einfache Mittel helfen.

Bleiben Sie in Bewegung und bekämpfen Sie Ihren inneren Schweinehund. Auch wenn die Sonne nicht vom Himmel lacht, sagen Sie dem Winter den Kampf an und lassen sich nicht von ihm in die Knie zwingen. Dick eingemummelt raus in Wald und Wiese kann wahre Wunder wirken. Es kurbelt Ihren Kreislauf an, macht den Kopf klarer, stärkt Ihr Immunsystem und jedes bisschen Licht auf Ihrer Netzhaut erhöht Ihr Energielevel.

Machen Sie sich Pläne. Schreiben Sie sich auf, welche Vorteile der Winter hat und was Sie in der Jahrezeit genießen können. Wer nur das Negative sieht, wird auch das Negative fühlen. Gönnen Sie sich entspannte Saunabesuche, planen Sie eine Schneewanderung, nehmen Sie sich den ungelesenen Bücherstapel vor, den Sie schon immer mal lesen wollten, trainieren Sie für Ihr Sportabzeichen oder oder. Stecken Sie sich Ziele, strukturieren Sie Ihren Tag, damit Sie nicht in die Lethargiefalle tappen, gehen Sie neue Projekte an, für die Sie im Sommer vielleicht keine Zeit haben.

Achten Sie auf Ihre Ernährung. Bereits eine kleine Anpassung bei Ihrem Speiseplan kann die Stimmung wieder aufhellen. So steckt beispielsweise in Nüssen, Fleisch, Parmesan, Kohl, Soja, Kakao und Hülsenfürsten die essentielle Aminosäure Tryptophan, die das Glückshormon Serotonin herstellt.

Lassen Sie sich von Dunkelheit und Kälte nicht unterkriegen und suchen Sie sich ihre ganz persönlichen Glücksmomente, um dem Winterblues zu entgehen.


Selbstfindung ist nichts für schwache Nerven

Irgendwann im Leben kommt voraussichtlich jeder mal an den Punkt, wo es notwendig ist, mal richtig in sich zu gehen und sich zu hinterfragen. Da wir Komfortzonen nur selten gern verlassen, macht so manch einer in Zeiten schwerer Selbstfindungskrisen vielleicht nur halbe Sachen. Es wird ein scheuer Blick gewagt, schnell erkannt, dass es unangenehm werden könnte, noch tiefer zu blicken und rasch wird der Rückzug angetreten, um mittels Kompensation alles wieder hübsch zu überdecken. Veränderung heißt dann ein neues Hobby, ein neuer Job, eine neue Stadt, ein neuer Partner oder einfach nur ein neuer Look. Klappt teilweise nur kurz- bis mittelfristig, denn das, was ausbrechen will, sucht sich seinen Weg. Ob in Form von körperlichen Beschwerden, psychischen Problemen oder Beziehungskonflikten. Sein Leben zu verändern, heißt ja nicht zwangsläufig, dass man sich selbst auch verändert. Rahmenbedingungen werden neu geschaffen, um das Innere zu täuschen.

Unaufhaltsam kratzt das kleine Monster weiter an der Tür und wartet nur darauf, zuzuschlagen.

Je mehr Zeit vergeht, desto stärker wird das Monster, um uns früher oder später aus den Socken zu hauen.  Es lohnt sich ein Blick ins Innere der Seele, die sich in unserer heutigen schnelllebigen Spaß-Gesellschaft Gehör verschaffen möchte. Die Tiefen in uns wollen uns nichts Böses – ganz im Gegenteil. Sie können heilsam sein, und mit der nötigen Fürsorge und gleichbleibenden Aufmerksamkeit können Veränderungen in Gang gesetzt werden, die uns ein völlig neues und aufschlussreiches Bewusstsein für uns selbst schenken. Willenskraft und das reine Wissen über Modifizierungsprozesse in uns selbst reichen da leider oftmals nicht aus - vor dem Blick in den Abgrund ist man nicht gefeit, wenn man es ernst meint, sich zu entdecken und zu verändern. Alte Programme können meist nur langfristig verändert werden, wenn man das Motherboard entdeckt hat.

Die Arbeit an sich selbst ist kein Spaziergang, denn wer möchte sich schon freiwillig ins Haifischbecken der Emotionen stürzen?

Der geneigte Selbstfinder begibt sich auf eine Reise. Meist beginnt er beim Hier und Jetzt,

startet von da aus vielleicht weiter, um kognitiv seine Muster zu hinterfragen. Vielleicht findet er Antworten, vielleicht werden ihm bestimmte Verhaltens- oder Denkmuster bewusst. Ganz Mutige gehen dann noch einen Schritt weiter - schauen tiefer und konfrontieren sich mit alten Verletzungen, um diese nachträglich heilen zu lassen. Hier wird's unangenehm. Frei von Kompensation, Ablenkung, liebgewonnenen Abwehrmechanismen und Vernunft. Es geht ins Gefühl, zurück zu erlebten Erfahrungen und verdrängten Erinnerungen. Und es kann ganz gewaltig tief dabei werden. Das muss man erstmal aushalten. Doch bei dieser, wenn auch erschwerlichen Reise kann man zum Ziel gelangen und für sich völlig Neues erfahren, was einen von Grund auf verändern kann. Souvenirs dieser Reise können Vertrauen, Echtheit, Offenheit oder Unabhängigkeit sein. Bestenfalls fällt man dann nicht mehr in alte Muster zurück, die einem wieder und wieder Steine in den Weg legen. Mit ziemlicher Sicherheit gewinnt man dabei aber Selbstbewusstsein. Und zwar in dem Sinne, sich "selbst bewusst" zu sein - mehr denn je.


Die "erlernte" Depression

Neulich habe ich von einem spannenden Experiment gehört, bei dem eine mögliche These zur Entstehung von Depressionen erforscht und untermauert wurde.
Zwei Ratten saßen in zwei unterschiedlichen Kästen. Die eine Ratte durfte immer einen Knopf bedienen, damit das Essen kommt. Die andere Ratte profitierte zwar ebenfalls von dem Essen, aber sie selbst hatte keinen Einfluss darauf, so dass sie den lieben langen Tag nur darauf wartete, dass etwas passiert.
Nach einiger Zeit wurden die Ratten frei gelassen und durften in einem Labyrinth nach Essen suchen. Die Knopf-drück-Ratte raste los und suchte freudig das Essen. Die andere Ratte war maßlos überfordert und schreckte
vor jeder Hürde zurück, so dass sie sich weigerte, auf Essenssuche zu gehen. Dadurch, dass sie nie einen eigenen Handlungsspielraum hatte und ihre eigene Selbstwirksamkeit nicht erfahren konnte, verlor sie den Glauben an sich und ihre Fähigkeiten. Sie wurde depressiv.
Der Forscher war ein großer Tierfreund und nahm beide Ratten mit zu sich nach Hause auf den Hof. Er beobachtete, dass sich die depressive Ratte auch dort nie erholte und und verschüchtert blieb.
Das Experiment zeigt das Modell von "erlernter Hilflosigkeit". Menschen, die also regelmäßig keine Kontrolle haben, keinen Einfluss ausüben können und keine positive
Resonanz erfahren, sind gefährdeter, den Glauben an sich selbst zu verlieren und depressiv zu werden. Selbst wenn sich die Lebensumstände zum Positiven entwickeln, kann diese "ernlernte Hilflosigkeit" in ihnen zurück bleiben, denn sie ist mittlerweile fest einprogrammiert. 
Es handelt sich bei der "erlernten Hilflosigkeit" um ein Erklärungsmodell der kognitiven Verhaltenstherapie, die entsprechende Interventionstechniken verwendet, um alte Denkmuster und somit auch die eigene Selbstwahrnehmung mit neuen Inhalten zu überschreiben.

Vor Verletzungen schützen

Mit den Menschen ist das manchmal schon nicht so leicht, denn wir kommen nun mal nicht immer mit jedem aus. Würden wir jeden hinnehmen und akzeptieren, wäre es wahrscheinlich gar nicht so wild, doch so weit sind die meisten von uns nicht.
Statt aber Toleranz zu zeigen, macht es etwas mit uns, wenn andere uns nicht so behandeln, wie wir es uns wünschen - es wühlt uns auf und schürt Emotionen in uns, die uns nicht guttun. Neid, Wut, Enttäuschung, Ängste...! Gefühle, die die einen nach fünf Minuten wieder wegstecken und andere noch Wochen begleiten.
Die Auslöser sind mannigfaltig: der Partner hört nur mit einem Ohr zu, die Nachbarin kriegt kein vernünftiges "guten Morgen" über
die Lippen, der Kollege redet unentwegt von sich oder ein Kunde lässt seinen Frust an Ihnen ab. Wir neigen oftmals dazu, all die Befindlichkeiten anderer persönlich zu nehmen und stempeln die Menschen als "unhöflich", "unaufmerksam" oder "egoistisch" ab. Wir machen unsere Schublade auf, stecken den jeweiligen rein und bleiben zurück mit dem bitteren Geschmack, uns nicht mehr ganz wohl in unserer Haut zu fühlen, da es Spuren hinterlässt. Wir fühlen uns verletzt, nicht ernst genommen, ignoriert oder angegriffen. Es kratzt an unserem Selbstwert.
Letztendlich machen wir uns verletzlicher, je stärker unser Selbstwert angeknackst ist, und es ist kein leichter Weg, uns ehrlich mit unseren eignenen Schwächen
auseinaderzusetzen.
Damit aber die kleinen Verletzungen besser abzuprallen sind, kann es als erste kleine Hilfe schon gut tun, die Brille zu wechseln. Setzen Sie die neutrale Brillle auf!
Ihr Gegenüber überträgt vielleicht seine eigenen inneren Konflikte auf Sie.
Ihr Gegenüber hat vielleicht etwas in Ihnen getriggert, was Sie innerlich berührt und ein wichtiges Thema in Ihrer Biographie ist.
Ihr Gegenüber mag Sie vielleicht wirklich nicht - aber das heißt nicht, dass Sie keiner mag.
Pauschalisieren Sie nicht, sondern nehmen Sie eine Distanz ein.
Wenn Sie sich von anderen verletzt fühlen, dann darf das nicht zu Ihrem Päckchen werden!

Auf leisen Samtpfoten

Kennen Sie das, wenn Sie in einem völlig überfüllten Restaurant sitzen, so dass Sie sich nur schwer auf ein Gespräch konzentrieren können und Ihre Gedanken innerlich Rumba tanzen, weil Sie nicht wissen, wie Sie mit der Situation umgehen sollen?
Oder spüren Sie, wie Ihnen die Tränen in die Augen kommen, wenn ein entfernter Bekannter Ihnen von einem traurigen Erlebnis erzählt?
Kommt Ihnen das bekannt vor, wenn Sie sich in Gruppen unsicher fühlen und Ihr Verhalten selbstkritisch überprüfen?
So kann es sich anfühlen, wenn man hochsensibel ist.
Hochsensible Menschen haben es oftmals nicht leicht, denn sie haben eine erhöhte Sinneswahrnehmung und können die Reize von Außen nur schwer filtern.
Sie hören, spüren, ja denken selbst mehr als andere. Hochsensible nehmen Zwischentöne wahr, können wildfremden Personen ansehen, wie sie sich fühlen und hören zu. Sie hören auf allen Ebenen zu und hören nicht nur das Gesagte, sondern noch viel mehr.
Sie sehen Dinge, die andere vielleicht nicht sehen, weil dafür keine Zeit ist oder die Muße fehlt. Hochsensible aber sehen Details, erinnern sich gut an Vergangenes, als wäre es gestern gewesen und können schnelle gedankliche Verknüpfungen hinbekommen.
Hochsensible Menschen sind leise Menschen, die vorsichtig ihre Umwelt erkunden und ein "Gut-Gen" besitzen, da sie harmoniesüchtig und gerecht sind.
Hochsebsible Menschen sind wunderbare Menschen, aber zu ihrem Nachteil ist jedoch,
dass sie auch sehr selbstkritisch sind, sie sich teilweise in ihren Gedanken oder Gefühlen zu verlieren drohen und ihnen durch ihre Zurückhaltung der Umgang mit anderen teils schwer fällt. In unserer "höher, schneller, weiter"-Gesellschaft gehen sie fast unter und werden kaum gesehen, da sie sich nur schwer durchsetzen können und wenig einfordern. 
Wenn sich die Welt einen Teil mehr Sensibilität von den Hochsensiblen abschauen würde, könnte es womöglich eine ruhigere Welt sein, in der man mehr Platz für Dinge hätte, die das Leben eben so lebenswert machen, fernab von Macht, Neid und verbittertem Ehrgeiz ohne Menschlichkeit. 

 


Stress lass nach

Was ist eigentlich Stress und wie kriegen wir ihn wieder los?
Stress ist per se nichts Negatives - immerhin bringt er uns in brenzlichen Situationen auf Hochtouren.
Im Grunde genommen ist Stress nichts anderes als Energie, die uns zur Verfügung steht.
In unserem Körper werden quasi kleine leuchtende Energiekugel produziert, die bereit sind, loszufeuern. Das ist gut in einem Wettkampf, wenn wir Leistung erbringen müssen oder um in Gefahrensituationen reagieren zu können.
Wenn wir diese Energie nutzen,
dann sprechen wir von sinnvollem Stress. Die Energiebälle können sich entladen. Sobald wir jedoch nichts mit den Energiebällen anfangen, weil der Stress sich z.B. zu einer Grundanspannung manifestiert, entsteht sinnloser Stress, bei dem die Energiekugeln uns von innen verbrennen.
Es gibt eine einfache Fausregel, die sagt:
Bei sinnvollem Stress - entspanne Dich.
Bei sinnlosem Stress - bewege Dich.
Wenn wir alle Kugeln verschossen haben, müssen wir uns logischerweise regenerieren um für die nächste Etappe wieder Energie aufladen zu können.
Wenn die Kugeln uns drohen, von innen zu verbrennen, müssen wir die Energie anders rauslassen und sie in Form von Sport abladen. Die Energiekugeln lassen unseren Körper in Ruhe und der Cortisolspiegel sinkt.
Klingt simpel, oder?!
Leider halten wir uns da nur nicht so konsequent dran, so dass Anspannung und Entspannung oft im Ungleichgewicht ist. Doch mit der nötigen Selbstbeobachtung und Selbstregulation können Sie wieder mehr Balance herstellen.

Wenn das Ego Hunger hat...

Das Ego ist ein kleines zickiges Monster, das einem auf der Schulter sitzt und gierig nach Anerkennung und Bestätigung lechzt.
Es hat Hunger. Und je mehr Hunger es hat, desto mehr sind die Besitzer des Monsters dazu gezwungen, es zu füttern. Mit noch mehr Anerkennung. So frisst es sich immer fetter und kann gar nicht genug bekommen von noch mehr Portionen Anerkennung. Es kommt nahezu in einen Höhenrausch. Doch wenn das kleine Biest mal auf Diät gesetzt wird, ist das Geschreih groß.
Die einen, die solch ein Monster mit sich herumtragen müssen, haben ihre Karriere im Fokus mit der Hoffnung, neben einem gefüllten Bankkonto auch entsprechend Ruhm und Ehre zu erhalten. Wer braucht das nicht? Zwischendurch mal das Gefühl, etwas geleistet zu haben und andere zu haben, die stolz auf einen sind.
Warum nur sind die Plattformen wie youtube und facebook so voll von jungen Leuten, die sich selbst in Szene setzen? Für ein Like mehr. Und noch mehr. Sind es nur sehr wenige Likes, ist die Sinnkrise nicht mehr weit und die Jungs und Mädchen stellen sich selbst und gar ihren Wert in Frage. Nur weil Tom von nebenan kein Daumen hoch gegeben hat? Wieder andere stemmen Gewichte, laufen, hungern oder shoppen sich halb zu Tode, damit sie gut aussehen, dem Ideal entsprechen und sie um ihr Äußeres bewundert und begehrt werden. Sport wird zur neuen Religion und innere Werte weichen durch gesellschaftlich auferlegten Körperkult. Das Ego freuts, wenn die erwarteten Reaktionen nicht ausbleiben. 
Doch was passiert, wenn sich die Kollegen, Nachbarn, Freunde, das ganze Publikum der Ego-Getriebenen
satt gesehen hat? Sich neue Freunde suchen oder die Arbeitsstelle wechseln? Manchmal gibt es Phasen, da bekommt das Schultertierchen kein Futter. Dürre im Land der Anerkennung von außen. Auf Entzug. In den harten Zeiten muss man sich dann auf sich selbst verlassen und seine eigene Wertschätzung zurückgewinnen. Ein harter Kampf steht denjenigen bevor, die sich zu sehr an Aufmerksamkeit, Macht und Ehre gewöhnt haben. 
Doch wenn sie die Reise antreten und versuchen, sich wieder selbst wertzuschätzen und ihre Kraft nur aus sich ziehen, dann werden sie reicher sein, denn je. Anerkennung durch sich selbst zu erlangen, ist die größte Anerkennung, die man sich erarbeiten kann.

 


In eigener Sache

Manchmal bin ich zu empathisch für die Welt. Manchmal bin ich zu idealistisch für die Welt und manchmal glaube ich zu sehr an das Gute in der Welt. Sobald wir die Nachrichten einschalten, die Tageszeitung aufschlagen oder mit offenem Auge durch die Straßen laufen, wird uns wieder gezeigt, wieviel Elend, Schmerz und Leid um uns herum existiert.
Mein Dank, mein Respekt und meine Bewunderung geht an diese Menschen, die etwas bewegen,

sich engagieren, sich mutig widersetzen und anderen helfen.

Ich danke den Passanten, die den Obdachlosen mit Respekt begegnen und ihnen mal ein Brötchen bringen.

Ich danke den Freiwilligen, die Straßenhunde aus den Ländern holen, in denen ihr Leben keinen Wert hat.

Ich danke den Krankenpflegern, die für einen Mindestlohn ihren Patienten mit einem Lächeln begegnen. Ich danke den Vegetarierern, Veganern und Mülltrennern.

Ich danke den Tierschutztaktivisten, die sich selbst in Gefahr bringen, um Missstände aufzudecken. Ich danke der Tochter, die sich Zeit für ihre demenzkranke Mutter nimmt. Die Liste könnte endlos sein, wem ich alles für seine Engagement, sein Herz und Mitgefühl danken könnte.
Ich danke all denjenigen, die aufmerksam und hilfsbereit durch die Welt gehen und ein wenig aufeinander aufpassen.

 


Was macht uns unglücklich?

Wenn wir über längere Zeit ein Leben leben, das wir nicht leben wollen, dann frisst es nach und nach die Seele auf.
Thomas ist Geschäftsführer in einem Automobilkonzern. Schon in seiner Jugend hatte er das Ziel, später beruflich erfolgreich zu werden und sich finanziell viel leisten zu können. Geld war ihm wichtig und er arbeitete darauf hin, genug davon zu besitzen. Er machte ein gutes Abitur, studierte BWL, absolvierte Praktika in namhaften Industriekonzernen und begann nach seinem Studium als Volontär bei einem Automobilzulieferer. Von da an ging es nur noch bergauf mit ihm. Seine Vita wurde immer beeindruckender, die Positionen immer besser und das Gehalt immer höher. Bald sollte es Thomas geschafft haben. Thomas ist Anfang 40 und er hat es geschafft, bis der Tag kam, als er einfach umkippte. Diagnose Burnout. 8 Wochen Klinikaufenthalt.
Er hatte alle ersten Anzeichen für einen bevorstehenden Zusammenbruch übersehen. Einfach ignoriert und es als Phase abgetan. In den Tests und Gesprächen lernte er viel über sich kennen, er wurde mit Fragen konfrontiert, die er sich zuvor nie gestellt hatte und stieß auf Antworten, die er sich nie hätte
vorstellen können. Thomas ist sein Leben lang nie seinem Instinkt gefolgt, sondern hat immer nur vernünftige Entscheidungen getroffen, um seinem Ziel näher zu kommen. Er hatte sich mit 16 einen Weg ausgesucht und war sich sicher, diesen Weg konsequent zu gehen. Dabei vergaß er, die wahren Motive seines Handels zu hinterfragen und seine wahren Sehnsüchte zu erkennen. Denn letztendlich sollte es nicht das Geld sein, das ihn glücklich gemacht hätte.
Sein Burnout holte er sich nicht durch den zeitlichen Stress oder den Druck, den er sich gemacht hat, denn wie sich herausstellte handelte es sich bei Thomas um einen resilienten Mann, der ein gut strukturiertes Zeitmanagement beherrschte. Letztendlich brachte er sich an den Rand des Absturzes, indem er nicht auf seine wahren Bedürfnisse gehört hatte. Seine Seele lächzte nach Ausgleich, seine wahren Werte waren viel zu verborgen um sie zu erkennen und Thomas lebte das Leben  einer selbst
gestalteten Schablone.
Nicht jeder, der ein Leben wie Thomas führt, wird zwangsläufig unglücklich und erleidet einen Zusammenbruch.

Viele Workaholics, Unternehmer und Karrieristen gehen in ihrem Leben auf und haben genau das gefunden, was sie erfüllt. Doch es passt nun mal nicht jedes Leben zu jedem. Und manchmal führt man ein bestimmtes Leben, weil man "da so reingerutscht" ist, weil es so von einem erwartet wird, weil es vollkommen logisch ist, in die Fußstapfen der Eltern zu treten oder weil es schon immer ein lang gehegter Traum war, so zu leben.

In der humanistischen Psychologie redet man hier von einem Konflikt zwischen der Aktualisierungstendenz und dem Selbstkonzept. Jeder Mensch hat den angeborenen Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung, doch dies deckt sich nicht immer mit dem Selbstbild, das man über Jahre aufgebaut hat und auch durch äußere Faktoren geformt wurde. 
Wenn wir unserer Bestimmung nicht folgen, können wir unglücklich werden. Und manchmal dauert es das halbe oder vielleicht auch fast das ganze Leben, diese Bestimmung zu finden und unsere Selbstkonzept anzupassen.... das ist es dann vielleicht: der Sinn des Lebens....

Die One-Man-Show der Roten

Ein guter Freund von mir hat einen Roten als Chef. Die Farbe steht weniger für seine politische Gesinnung sondern vielmehr für seinen Persönlichkeitstyp nach dem 4-Farben-Modell von Frank M. Scheelen. Mit Roten ist nicht gut Kirschen essen, denn in der Regel heimsen sie die Kirschen für sich alleine ein.
Diese Kameraden sind schnell aufbrausend, von sich überzeugt und legen nur wenig Wert auf ein faires und ausgeglichenes Miteinander. Es wundert mich immer wieder, wie Personalverantwortliche diese Charaktertypen in Führungspositionen setzen. Sicherlich - sie sind leistungsorientiert, packen an, wollen etwas bewegen und verändern, auch wenn sie dabei teils nicht gerade strukturiert und kalkuliert an die Sache gehen. Rote sind dominant und können schnell cholerisch werden - oftmals ein Grund, warum Mitarbeiter

kuschen und somit der Eindruck entstehen könnte, sie hätten Respekt. Dabei haben sie meist nur Angst vor dem nächsten Tobsuchtsanfall. Wenn Mitarbeiter auf Dauer einer solch anstrengenden und egoistischen Persönlichkeit unterstellt sind, entscheiden sie sich gut und gerne mit der Zeit für den Dienst nach Vorschrift. Sie werden mürbe gemacht, da Diskussionen schnell die sachliche Ebene verlassen, die Roten sich nicht selten mit fremden Federn schmücken und den Respekt bei ihren Mitarbeitern zunehmend verlieren. Dabei tun Rote so viel, um noch mehr Anerkennung zu erhalten. Sie wollen etwas darstellen - lieber Übertreibung statt Understatement. Laute Töne, statt leise. Luxus, Protz und Statussymbole. Sie kommen auf die Bühne und erwarten Applaus - allein für ihre Anwesenheit und für das, was sie zu sagen haben.

Und das ist oftmals sehr viel.Teils zu viel, denn Zuhören oder andere aussprechen lassen gehört nicht zu ihren Stärken. Selbstzweifel plagen sie nicht, Kritik lassen sie nicht zu, denn wie kann es sein, dass sie Fehler machen? Die Roten sind unfehlbar.Und die Roten wollen Macht. Jeden Tag, immer mehr.
Und nochmal die Frage: Warum holen sich Firmen Rote als Führungsverantwortliche ins Boot? Um das Team von cholerischen Narzissten leiten zu lassen und den Kutter bei nächster Gelegenheit gegen einen Eisberg zu donnern? Am Ende wird es meist zu einer One-Man-Show, bei denen die Mitarbeiter nur noch schmückendes Beiwerk auf der Payrole sind und ganz nebenbei still den Laden am Laufen halten. Und die Roten, ja die lassen sich feiern.

 


Heute einmal Märchenstunde

Es waren einmal zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und am Hofe ihres Vaters lebten.

 

Der ältere Bruder war stets zurückgezogen und in sich gekehrt. Er konnte stundenlang im Kaminzimmer seine Bücher studieren und auf seiner Laute spielen. Er hatte ein gutes Herz und nahm jeden Abend von dem reich gedeckten Tisch etwas Speis und Trank mit, um es später mit den Bediensteten zu teilen. Sie machten eine gute Arbeit und ihr magerer Lohn reichte oftmals nicht aus, dass sie sich satt essen konnten.

 

Der jüngere Bruder war ein Draufgänger, der schon früh das Jagen von seinem Vater lernte und auf dem Schlossplatz mit den Rittern das Kämpfen übte. Er bewunderte die starken Männer, aber verachtete das Volk unter ihm.

 

Die beiden Söhne waren des Vaters größter Stolz, auch wenn er zuweilen beide tadelte. Der Jüngere sollte lernen, sich zurückzunehmen. Der Ältere sollte Mut und Kraft entwickeln. So entschied sich der Vater, dass es an der Zeit war, seine Kinder auf Aventiure zu schicken, damit sie sich einer neuen Herausforderung stellen und daran wachsen konnten.

Am Tag der Abreise übergab er den Brüdern zwei Dinge für die Reise: Der große Sohn erhielt von ihm ein Schwert und der kleine Sohn einen goldenen Ring.

Argwöhnisch schauten sich die Brüder an, denn der Ältere war unbedarft im Umgang mit einem Schwert und der Jüngere erkannte nicht die Schönheit in einem funkelnden Schmuckstück. Doch der Vater bestand darauf, dass jeder sein Geschenk bei sich tragen solle und schickte sie auf ihre Reise.

Nach einem halben Tagesmarsch trafen sie am Wegrand auf einen alten weisen Mann, der sich auf einem Fels ausruhte. Der Ältere trat nah an ihn heran und fragte ihn, ob er Hilfe benötige. Mit wachem Augen blickte er hoch: „Ein langer Weg steht Euch bevor. Vergesst nicht, auf Eurer Reise auf Euer Herz zu hören und es wird Euch leiten!“

 

Der jüngere Bruder entfernte sich zügig von dem Alten und schenkte seinen Worten keine Beachtung. Der ältere Bruder nickte wohlwollend, gab dem Alten ein Stück von seinem Laib Brot und folgte seinem Bruder.

 

Am nächsten Tag hörten die Brüder aus dem Waldesinneren ein lautes Geschrei, das sie aufmerksam machte. Sie folgten der keifenden Stimme und entdeckten auf einer Lichtung, die umsäumt von Kiefern war, eine alte Zigeunerin. Hände und Füße der Zigeunerin waren gefesselt und sie lag wehrlos auf dem Boden. Wütend beschimpfte sie die Brüder und sprach böse Flüche aus. „Wenn ich frei bin, werde ich Euch finden. Ich werde Euch den Atem stehlen, Euch ausbluten lassen und einen Fluch über Eure Familie legen. Und kein Gott wird Euch davor beschützen können.“

Der jüngere Bruder griff nach dem Schwert seines Bruders: „Lass mich dies beenden, damit wir uns die nächsten Tage nicht vor ihr ängstigen müssen.“ Der ältere Bruder hielt ihn zurück und nähert sich vorsichtig dem keifenden Weibe. Er blickte tief in ihre Augen. „Nein Bruder, sie hat nur Angst. Sie wird uns nichts tun. Es ist nur die Furcht, die aus ihr spricht.“ Im nächsten Moment löst er die Fesseln der Zigeunerin und sie verwandelte sich in einen weißen Adler, der über ihren Köpfen kreiste. „Danke, dass Ihr mich gerettet habt! Euerm Reich wird es in Zukunft an nichts mangeln. Geht Euern Weg und erkennt das Gute!“ Wütend über den Lauf der Dinge rannte der jüngere Bruder voran, fest davon überzeugt, das nächste Abenteuer in seine Hand zu nehmen. Mit großen, raschen Schritten ließ er seinen Bruder weit hinter sich.

Schon bald begegnete ihm eine junge Königstochter. Traurig saß sie auf einem Baumstamm und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, als sie den jüngeren Bruder kommen hörte. Der Bruder war angetan von dieser Schönheit und sorgte sich um ihr Wohl. „Ich habe meinen Ring verloren. Den wunderschönen Silberring, den Vater mir geschenkt hatte,“

 

erzählte ihm die Königstochter. Der jüngere Bruder griff nach seinem goldenen Ring: „Über Silber steht Gold und wenn ich Ihnen damit eine Freude machen kann, so soll er Ihnen gehören!“ Die Augen des jungen Mädchens begannen zu strahlen und voller Freude hielt sie dem Bruder ihre Hand entgegen. In dem Moment, als sie den goldenen Ring am Finger trug, verwandelte sie sich plötzlich in einen großen, dunklen Gargoyle. „Jahrelang habe ich danach gesucht, einen tölpelhaften Jüngling zu finden, der mich beschenkt und mit neuer Kraft nährt.“ Weit spannte er seine Flügel und holte mit seinen Pranken nach dem jungen Bruder aus, um ihn zu töten. Doch bevor er nach ihm greifen konnte, stürzte sein älterer Bruder aus dem Gebüsch und schlug ihm mit seinem Schwert den Kopf ab. Der Körper des Gargoyles zerfiel zu Staub und zurück blieb nur der goldene Ring.

 

Die Brüder kehrten gemeinsam auf den Waldweg zurück und trafen nach einer Weile erneut auf den alten Mann. Diesmal blieb auch der jüngere Bruder aufmerksam stehen. „Die Kampfeskunst ist eine leicht erlernte Fähigkeit, doch das Erlernen der Menschenkenntnis dauert oft ein Leben lang. Mangelt es Euch daran, kann es schnell mit dem Tode enden. Jüngster Bruder, so stolz und stark Du auch bist, hast Du Dich blenden lassen. Das Gute verstoßen, vom Bösen verführt. Nicht alles Schöne ist auch gut. Nicht alles Hässliche ist gleich böse. So geh gemeinsam mit Deinem Bruder und lerne von seiner Fähigkeit, mit dem Herzen zu  sehen. Gemeinsam werdet Ihr wahrlich gute Ritter: tapfer, klug und edel.“

So setzen die zwei Brüder ihre Aventiure gemeinsam fort und hatten bereits den ersten Schritt zur Ritterlichkeit getan, indem sie hinschauten, zuhörten und voneinander lernten.

 


Als ginge es um Leben und Tod: die Angst vor der Entscheidung

Unser ganzes Leben über müssen wir Entscheidungen treffen. Von morgens bis abends, Tag für Tag. Kleine Entscheidungen über Alltag oder Freizeitgestaltung sowie große Entscheidungen über Zukunft, berufliche Ziele oder Kindererziehung.
Bauchentscheider haben das Talent, innerhalb von kürzester Zeit für sich herauszufinden, was ihnen gut tut und neigen in Folge dessen dazu, gleich Nägel mit Köpfen zu machen. Ehe man sich versieht, wird der Flug nach Thailand gebucht, die Arbeitsstelle gewechselt oder eine neue Partnerschaft eingegangen. Ob es sich dabei um eine "richtige" oder "falsche" Entscheidung handelt, ist erstmal irrelevant. Sie tun, statt nur zu denken. Sie handeln und probieren aus.
Kopfentscheider gehen den meist schweren Weg und durchdenken die Konsequenzen bis ins letzte Detail. Manche haben selbst beim alltäglichen Einkauf oder der Essensauswahl schon Probleme, sich zu entscheiden. Die Angst vor Entscheidungen kann so sehr blockieren, dass sie sich gar nicht von der Stelle bewegen und darauf warten, dass andere für sie entscheiden.
Das Grübeln legt sie lahm und sie verlieren den Blick fürs Wesentliche. Doch woher kommt diese Angst vor Entscheidungen?
Wenn wir eine Entscheidung treffen, wollen wir uns auch sicher sein, dass diese Entscheidung unsere derzeitige Lage verbessert. Die Angst vor negativen Konsequenzen ist der stete Begleiter und wir finden viele "wenn" und "abers", unsere Komfortzone nicht zu verlassen. "Lassen wir es doch einfach, wie es ist - dabei kann ich nicht viel verlieren."
Hier kommt die Resilienz ins Spiel: die Widerstandsfähigkeit, auch in stürmischen Zeiten den Mut und die Kraft nicht zu verlieren.
Resiliente Menschen sehen den möglichen Konsequenzen entgegen, aber begegnen ihnen nur mit einem Schulterzucken, weil sie in sich den Glauben haben "Damit würde ich schon fertig werden." Sie trauen sich, weil sie sich selbst etwas zutrauen und sie bringen Kopf UND Herz in ihre Entscheidung mit ein. Denn eine reine Vernunftentscheidung kann mit Sicherheit genauso nach hinten losgehen, wie eine reine Bauchentscheidung.
Entscheidungen brauchen etwas Zeit - da darf keiner zu streng mit sich sein und erwarten, sich innerhalb kürzester Zeit entscheiden zu müssen. In dieser Entscheidungsphase ist es wichtig, den roten Faden nicht zu verlieren und nur noch ins Grübeln und Abwägen zu geraten. Hier eine Übung, die gerne angewendet wird, um den Prozess einer Entscheidung leichter zu gestalten:
Stellen Sie sich vor, dass Sie sich bereits entschieden haben! Gehen Sie ganz in diese Vorstellung rein, ohne "wenn" und "aber". Stellen Sie sich vor, dass Sie genau diesen Weg gehen möchten und auch werden. Versuchen Sie, in den nächsten Tagen, so zu denken und so zu fühlen, als wäre die Entscheidung getroffen und beobachten Sie mal, wie es Ihnen damit geht. Erleichtert? Etwas nervös? Mit Vorfreude? Doch eher Zweifel, die Sie ängstigen? Wenn ja: welche Anteile in Ihnen sind es, die Angst haben?
Versuchen Sie, ein paar Tage einfach "so zutun", als hätten Sie sich entschieden und Sie bekommen ein Gefühl dafür, ob es eine gute Entscheidung für Sie wäre.

Ungeduld: die neue Tugend?

Die Wahlen stehen kurz vor der Tür und die Parteien versuchen wieder übermotiviert um die Gunst der Wählerstimmen zu buhlen. Seit einigen Tagen begegnet mir immer wieder ein Plakat mit dem Slogan "Ungeduld ist auch eine Tugend". Versteh' ich nicht.
Wir kennen mittlerweile alle den Ratschlag aus dem Bewerbungsgespräch-Knigge, dass man auf die Frage "Was sind Ihre Schwächen?" gut und gerne Ungeduld nennen kann. Denn Ungeduld impliziert Ehrgeiz, Schnelligkeit und ggf. auch Effektivität. Ungeduld ist eine salonfähige Schwäche, mit der man sich nahezu brüsten kann.
Geduld kommt von Dulden. Und im Dulden steckt die Stärke, gegebene und unbeeinflussbare Dinge anzunehmen und zu akzeptieren. Zurecht gehört es zu einer wahren Tugend, denn es fordert mehr von einem, als nur zu funktionieren, sondern Situationen zu nehmen, wie sie sind und angemessen darauf zu reagieren. Diese Akzeptanz wiederum ist der Nährboden für innere Ruhe und Ausgeglichenheit.
Ungeduld hingegen bedeutet Kampf. Es ist ein Kampf gegen die Zeit, ein Kampf gegen Widerstände und in den meisten Fällen auch gegen andere Personen.
Ungeduld ist ein Getriebensein und eine Rastlosigkeit. Nun erkläre mir mal einer, welchen Vorteil dieser überhöhte Anspruch nach Perfektion und Schnelligkeit mit sich bringt? Ist Ungeduld nicht der beste Antreiber, sehenden Auges in ein Burnout zu rasseln?
Vielleicht wäre es ratsam, den Plakatslogan nochmal zu überdenken, sonst könnte vielleicht der Anschein erweckt werden, dass die dort beworbene Partei durch ihr Getriebensein selbst schnell ausbrennt.

Pflaster für die Seele

Sicherlich haben Sie schon diese knallbunten Riesenpflaster gesehen, die in wilden Mustern auf die Haut aufgeklebt werden?! Kinesio-Tapes sind wahre Wunderheiler bezüglich Beschwerden und Verletzungen rund um Muskeln, Bänder und Sehnen und gehören in physiotherapeutischen Praxen mittlerweile fast zum Standard.

In meiner Taping-Fortbildung habe ich eine Vielzahl der Anwendungsmöglichkeiten kennengelernt und kam teils aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da gibt es z.B. das Gitter-Tape. Ein kleines, in Rastern angelegtes Pflaster, das gern bei punktuellen Schmerzen angewendet wird. Ähnlich wie die normalen Tapes unterstützt es die Durchblutung und

 

Lymphzirkulation, so dass es zu einer schnellen Linderung der Schmerzen führt. Aber nun halten Sie sich fest - der Clou an der Sache: das Pflaster findet Ihren Schmerzpunkt von selbst! 

Wenn Sie mit dem Gitter-Tape nah an der Haut entlangfahren und es den Ursprung des Schmerzes erkennt, wird es wie ein Magnet von der Hautoberfläche angezogen. Dort aufgetragen können sogar teils Migränepatienten ohne Tabletten auskommen.

Da es zu Taping & Co. jedoch noch zu wenige wissenschaftliche Untersuchungen über die Wirksamkeit gibt, wird diese Methode auch noch nicht offiziell anerkannt und gilt als alternatives Heilverfahren.

 

Die Pharmalobby freut’s.

Im Zuge der Beschäftigung mit verschiedenen Taping-Methoden, stieß ich auf den Begriff „emotional Taping“. Der Ansatz beruht auf der Idee, psychische Beschwerden wie Ängste oder Stress, salopp gesagt, „wegzukleben“. Auch hier werden bestimmte Punkte auf der Haut mit Tapes beklebt, um Anspannungen und Blockaden zu lösen. Das Prinzip ist grob gesagt mit dem der Akupunktur zu vergleichen.

 

Taping zeigt, dass Pflaster eben nicht nur offene Wunden heilen können, sondern auch die im Verborgenen.

 


Wer nicht vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke...

Es gibt diese Menschen, die bereits mit 12 Jahren wissen, dass sie Arzt werden wollen. Und dann werden sie Arzt. Sie machen ein gutes Abi, gönnen sich nochmal ein schönes work & travel sponsored by Daddy und danach gehts hochmotiviert ins Studium, das zackig durchgezogen wird. Mit Mitte/Ende 20 sind sie Assistenzärzte und dann übernehmen sie die Praxis vom Onkel.
Es gibt wiederum Menschen, die mit 12 Jahren zwar wissen, dass sie Arzt werden wollen, aber mit 13 wollen sie Tierpfleger werden. Und mit 14 Regisseur einer Reality-TV und mit 15 Bühnenbildern. Mit 16 pausieren sie mit Berufswünschen - da haben sie andere Dinge im Kopf.
Spätestens mit 17 sollten sie sich aber bereits auf ein Berufsziel festgelegt haben, denn auf die obligatorische Frage der Verwandten "Und was möchtest Du mal werden?" sollte man eine salonfähige Antwort parat haben.
Blöd für diejenigen, die mit 17 noch nicht wissen, was sie werden wollen.
Sie ernten einen mitleidigen Blick und werden mit der Floskel "Du wirst Deinen Weg schon noch finden," abgespeist.
Doch mit 35 sitzen sie immer noch da, bepackt mit einem wilden Lebenslauf, der weder Fisch noch Fleisch ist und jeden Personaler zum Ohrenschlackern bringt. Sie haben eine Ausbildung oder ein Studium begonnen, vielleicht auch abgeschlossen. Sie haben hier und da gejobbt, in unterschiedlichen Branchen mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten. Sie waren im Labor, im Büro, auf dem Bau, im Kindergarten, in der Gastronomie und haben Websites programmiert. Sie sind kein erfolgreicher Architekt, kein fleißiger Bürohengst, keine Senior-Managerin bei Wichtigmann & Söhne und auch kein selbstständiger "irgendwas mit Medien"-Typ.
Es schickt sich, seinen Weg gradlinig zu gehen - wie auf der Autobahn.
Immer geradeaus, schön geteert und sicher, zwischendurch ein kleiner
Stopp bei ner Tankstelle mit schlechtem Kaffee und schnell weiter. Wer sich im Dickicht bewegt, Päuschen an Lichtungen macht und sich auch mal verläuft, wird sein Ziel nie erreichen, so die landläufige Meinung.
Doch vielleicht haben sie, die Querdenker, die Alltagsidealisten, die über den Tellerrand Blickenden einfach andere Werte. Werte fernab von Geld, Ansehen, Ruhm und Ehre. Sie gehen durch Höhen und Tiefen, um mehr zu sehen, als ihren Kontoauszug und ihr Reihenhaus. Sie haben mit der Zeit gelernt, auf sich und ihre Fähigkeiten zu vertrauen, hören auf ihre innere Stimme und erfinden jeden Tag eine neue Welt. 
Unsere Werte bestimmen unsere Wege, von denen keiner "richtig" oder "falsch" ist, solange es sich gut anfühlt und wir anderen damit nicht schaden.
Was sind Ihre Werte und welche Wege wollen Sie erkunden?

 


Auf alle Sinne hören

Manchmal wissen wir einfach nicht so recht, was wir wollen. Jeden Tag müssen wir Entscheidungen treffen, in Sekundenschnelle abwägen, was gut und was schlecht ist, für andere mitentscheiden, Verantwortung übernehmen und dabei noch versuchen, uns selber treu zu bleiben. Keine leichte Aufgabe, in all dem Trubel auch mal wieder auf unsere innere Stimme zu hören.
Ich lade Sie zu einer kurzen Reise ein, bei der Sie wieder einen Zugang zu Ihren eigenen Bedürfnissen bekommen.
Vielleicht mag das auf den ersten Blick ein wenig esoterisch wirken, doch durch die folgende Übung lernen Sie, Ihrem Körper wieder einmal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, der durch die alltägliche Beschallung und Ablenkung oftmals nicht mehr von Ihnen gehört wird.
Setzen Sie sich bequem hin und nehmen sich fünf Minuten Zeit. Atmen Sie ruhig ein und aus. Nun befragen Sie nach und nach Ihre einzelnen Sinne, was diese sich wünschen.
Entscheiden Sie dabei spontan, lassen Ihren Assoziationen freien Lauf und hören auf Ihr Bauchgefühl. Wägen Sie dabei nicht ab, was realistisch oder unrealistisch ist und zensieren Sie nicht von vorneherein Ihre Bedürfnisse.
Fragen Sie sich, was Sie gerne sehen würden. Eine ruhige Landschaft in der Natur? Vertraute Menschen? Ihrem Hund beim Spielen zuschauen? Lebendige Stadteindrücke? Malen Sie sich ein Bild aus, das Sie innerlich beruhigt und Sie zufrieden macht.
Nun fragen Sie sich, was Sie gerne riechen würden. Eine frische Meeresbriese? Einen guten Wein oder frisch gemahlenen Kaffee? Den Geruch von Blumen oder Kräutern? Der Aufguss in einer Sauna? Konzentrieren Sie sich auf den Geruch und atmen ihn tief ein.
Fragen Sie sich als nächstes, was Sie gerne hören würden. Stille? Das Rauschen der Bäume im Wind? Das Lachen von Kindern oder das Schnurren Ihrer Katze? Wollen Sie lieber Ihre Lieblingsmusik hören oder das Geschirrklappern in einem belebten Café? Auch da gehen Sie in den Moment rein, fokussieren sich auf das Geräusch, das Ihnen gut tut.
Sie ahnen es schon - nun geht es um das Schmecken. Also fragen Sie Ihren Gaumen, was er schmecken will. Süß? Salzig? Haben Sie ein bestimmtes Gericht vor Augen oder ein Lebensmittel, das Ihnen jetzt gut tun würde? Prüfen Sie nicht, was heute eigentlich auf dem Speiseplan stehen würde, sondern lassen Sie sich von Ihrem aktuellen Impuls leiten.
Zu guter Letzt geht es um das Fühlen. Was würden Sie gerne berühren, was mit Ihren Händen machen? Möchten Sie sich dabei bewegen oder ganz in Ruhe sein? Möchten Sie Ihre Muskeln spüren, wie Sie einen steilen Berg hinaufwandern? Möchten Sie es wärmer oder kälter um sich herum haben? Scannen Sie Ihren Körper von oben bis unten - vielleicht fallen Ihnen Punkte auf, an denen es drückt oder verspannt ist.
Konnten Sie in dieser Übung spüren, was Sie in diesem Moment brauchen und was Ihr Körper will? Konnten Sie aus dem Bauch entscheiden, was Ihnen gut tun würde? Dann sehen Sie, dass Sie sehr wohl wissen, was Sie wollen, wenn Sie sich nur einen Moment des Innehaltens gönnen.

Die Welt ein klein wenig freundlicher machen - Jeder kann es. Jeden Tag.

Wann haben Sie jemandem das letzte Mal ein Kompliment gemacht? Und ich meine nicht die 08/15 Komplimente wie "Du trägst aber eine schöne Halskette". Das ist eine Aussage zu einem leblosen Objekt - nicht aber ein Kompliment für einen Menschen mit Herz. Denn nur was von Herzen kommt, kommt auch im Herzen an.
Wir nehmen die Schönheit, die Stärke und die Einzigartigkeit unserer Mitmenschen stets als gegeben hin und lassen sie unkommentiert. Wir sind groß darin, auf Fehler und Defizite hinzuweisen, doch Bestärkung und Wertschätzung kriegen wir nur schwer vermittelt. Fragen Sie sich mal, warum und machen Sie einen kleinen Selbstversuch.

Versuchen Sie, ein paar Tage am Stück bewusst darauf zu achten, Menschen in Ihrer Nähe ein ehrliches und persönliches Kompliment zu machen. Ob der freundlichen Verkäuferin bei Ihrem Bäcker, Ihren Freunden, Kindern oder Ihrem Partner. Jeder hat etwas Einzigartiges, was Sie mittlerweile fast als selbstverständlich ansehen. Brechen Sie mit dieser Selbstverständlichkeit und zeigen Sie Ihre Wertschätzung: Sie werden spüren, wie sehr Sie ein Lächeln der anderen beflügeln kann.

Neulich sah ich im Fitnessstudio eine Frau mit schönen, definierten Oberarmen. Ich dachte mir, dass sie sicherlich viel dafür getan hatte und wollte dies nicht unkommentiert lassen.

Ich ging zu ihr und meinte: "Tut mir leid, dass ich störe, aber ich möchte Ihnen nur sagen, dass Sie ganz wunderbare Oberarme haben." Sicher - der Satz klingt komisch und sollte sich vielleicht auch kein Mann erlauben, da es schnell missverstanden werden kann. Die Frau war natürlich überrascht, einfach aus dem Nichts solch ein Kompliment zu hören, aber ihr Stolz und ihr Lächeln überwogen.
Warum also immer so geizig mit kleinen Anerkennungen? Machen Sie die Welt ein wenig freundlicher!


„Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“

Galileo Galilei